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Sonntag, 24. Oktober 2010

Rückblick, Teil 2

Ich will und werde keinem gelernten Fotografen oder Designer hier zu nahe treten - gelernt ist gelernt. Aber für uns junge Fotofreaks war es damals (1975 - 1980) eine ganz harte Schule, sich gegenseitig "heiß" zu machen, und von erfahrenen Fotografen kritisiert und bewertet zu werden.
Es folgten lange Jahre der Pause. Ich sattelte auf die Minolta X700 um, behielt die VSL35E aber als Zweitkamera, und fotografierte nur auf Exkursionen oder dann, wenn es sich lohnte.
Der "innere Reichsparteitag für Fotografie", kombiniert mit dem Aufstieg in die Design-Liga, kam für mich in England. Das war 1999. Kurz zum Hintergrund: Ich war in Shefield als Biologe (post doc; über ein hart erkämpftes DFG-Stipendiat) bei Peter Horton tätig. Das bedeutete unter anderem, ich mußte mich auf Tagungen (für die ich viel von dem wenigen Geld los wurde) präsentieren als der kommende Top-Scientist. Und mich bei den richtigen Leuten bekannt machen.
Die Forschung lief gut, und deshalb konnte und durfte ich meine Daten in Edinborough bei einem internationalen Kongress präsentieren. Kurz, aber immerhin. Im Robert-Hill Institut hieß das Motto: Zeig, was geht. Und so gut es geht. Und professionell. Wissenschaft bedeutet auch, Ergebnisse professionell darzustellen und zu verkaufen. Aus Deutschland kannte ich allerdings nur "hauptsache, das kostet nichts". Poster wurden in Sheffield per Fotodruck bei einer Druckerei hergestellt (125 Pfund; umgerechnet auf heutige Verhältnisse etwa 300 €), und nicht durch kostengünstige Ausdrucke auf billige Pappe geklebt. Und es wurde eine Digitalkamera plus Software (Photoshop natürlich) und Rechner angeschafft, zum wahnsinnigen Preis von fast 3000 englischen Pfunden. Und das nur, um die Ergebnisse der Arbeitsgruppe gut darzustellen! Mit meinem Hauptsache-billig-background konnte ich das anfangs nicht verstehen, aber die Schulungen zur Gestaltung, und Diskussionen über Bildaufbau und Präsentationen waren gut und lehreich. Und - Peter hatte extrem gute Quoten, was die Vermittlung seiner Leute an andere Labors anging. Ich verstand, und lernte.
Gute Ergebnisse als Wissenschaftler sind wertlos, wenn niemand anders das merkt. Niemand merkt es, wenn man es nicht ganz klar sagt und zeigt. Und eine gute, multimediale Präsentation ist der Weg zum Ziel. Außerdem durfte ich mir die Digi-Cam an Wochenenden ausleihen; sofern niemand anders die brauchte; ich ging durch Shefield und knipste, und konnte anschliessend (dank Photoshop Version 3) mit all dem rumexperimentieren, was früher bei der Fotografie nicht möglich war. Das war genial.
Und es brachte zwei Sachen zusammen, die ich immer für getrennt hielt: Job und Hobby; Arbeit und Gestaltung, Ergebnisse und deren Präsentation. Gegen Ende des Stipendiums (das war 2000) fragte Peter mich, ob ich nicht vielleicht doch an seinem Institiut bleiben wollte. Ich sagte "nein" denn ich hatte aus Osnabrück eine Aussicht auf eine Chance, die mir unwiderstehlich vorkam. Private Gründe spielten auch eine Rolle.

Ein kleiner Vorgriff: von 2001 bis 2008 dachte ich wirklich, dies "nein" damals in Sheffield wäre der größte Fehler in meinem Leben gewesen....

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