Seiten

Sonntag, 5. Dezember 2010

Ab jetzt geht es bergab

2005 glitt mir, nach Ansicht der Lehrstuhlleitung, auch noch "mein Personal" völlig aus den Händen. Ich habe bis heute nicht verstanden, was da eigentlich los war, denn als ich aus meinem zweiten Urlaub seit 2001 wieder zurück war, hatte meine TA bereits gekündigt, und die Kabbeleien zwischen den Laboren arteten in Streitereinen aus. (Anm: Für die TA war das, im nachhinein betrachtet, die goldrichtige Entscheidung gewesen)
Die Stelle neu besetzen? Wahrscheinlich hätte ich drauf bestehen können, aber ich ließ mich überreden, dass wir das Geld für laufende Ausgaben besser brauchen können. Am Ende wurde ein Großteil davon in die Renovierung der Teeküche gesteckt.
Für mich selber aber ging es ab da nur noch bergab. Ich investierte viel Zeit, um die Streitereinen klein zu halten, mit einigem Erfolg. Aber es kostete Nerven. Und wertvolle Zeit. Meine Stelle lief noch bis Juni 2006. Ich hatte die sehr kritischen Gutachter der DFG im Vorjahr überzeugt, dass mein Projekt im Rahmen der Forschergruppe gefördert wird. Cheffe reichte wieder fast dasselbe Material wie 2002 ein, und wurde mir als Teilprojektleiter quasi untergeordnet. Zumindest nach dem Gutachten der DFG, offiziell wurde sie aber trotzdem gruppenintern zur Sprecherin für diesen Teilbereich ernannt, und die Teilprojektleitung wurde geteilt. Ich wurde über die entsprechenden Treffen und Sitzungen erst gar nicht informiert. Begründung: meine Stelle läuft nicht mehr lange genug, um in der dritten Antragsperiode noch zur Antragstellung berechtigt zu sein.
Personal musste dringend her. Ich schrieb einen Antrag auf Kooperation mit Osteuropa, der auf dem DFG-Projekt basierte. Ich kannte B. seit 2003, von einer Tagung in Kiev, und wir wollten immer mal was zusammen machen. Und er hatte an der Russischen Akademie der Wissenschaften Leute, die arbeiten wollten und konnten. Cheffe kannt Boris nicht, aber ich brauche ein formales Ok seitens der Lehrstuhlleitung, um den Antrag einreichen zu können. Nach wochlenlangen Ausbremsmanövern kam dann die entscheidende Frage: "Wäre es nicht für uns alle besser, wenn der Antrag von Mir eigereicht werden würde?" ich brauchte etwas Zeit, um dann klipp und klar Nein zu sagen
Der Antrag wurde in vollem Umfang bewilligt, das Projekt lief gut. Chef hielt sich völlig raus. Ärger gab es erst wieder bei der Publikation der Ergebnisse. Auf sowas lief es immer häufiger hinaus. Ich schrieb Publikationen über Ergebnisse aus meinem Teilprojekt, erstellte Poster und Präsentationen für Tagungen, und musste natürlich an einer der beiden entscheidenden Stellen der Autorenliste (vorne oder, besser noch hinten) als "corresponding author" stehen. Darüber gab es immer Streit. Wer ist der "Geistige Vater" der Arbeiten? Ich hatte den erfolgreichen Antrag erdacht und geschrieben, die Arbeiten koordiniert, die Ergebnisse zusammengeschrieben - Chef bestand drauf, dass das "Bereitstellen der Arbeitsmöglichkeiten" für das Projekt entscheidend war.
Dann kam der Internationale Botanische Kongress in Wien, und sorgte für noch mehr Stress. Der IBC - Die zweitprominenteste und zweitwichtigste Tagung für Pflanzenleute. Ich wäre eigentlich nicht hingefahren, denn Chefin und ein paar ehemalige Mitstreiter kämpften fleissig darum, dort ein Symposium organisieren zu dürfen, was nach einigen Monaten harter Diplomatie denn auch erlaubt wurde. Die alten Damen und Herren luden sich denn auch brav gegenseitig ein und stritten noch eine Weile um die Reihenfolge der Beiträge.
Ich erhielt ein paar Tage später überraschenderweise eine Einladung als Sprecher zu einem anderen Symposium dieser Tagung. Eine wertvolle Anerkennung der Arbeiten, die wir geleistet hatten. Chefin sah das anders, und teile ledilich mit, dass, wenn ich schon dahin wollte, müsse ich das selber zahlen. Die letzten Reisemittel der Lehrstuhlkasse würde sie selber dringend benötigen, und anderes Geld dafür sei nicht da.
Mich kostete das fast ein Netto-Monatsgehalt. Aber das war es wert. Und zwei Monate später, am Jahresende, war noch Geld genug in der ZBV-Kasse, um ein paar sündhaft teure Teile (im Wert von mehreren tausend €) für die HPLC zu kaufen. Weil das Geld ja sonst verfällt, wenn es nicht für "Investitionen, Verbrauchsmittel oder Kongressreisen" ausgegeben wird.

Samstag, 4. Dezember 2010

"Diese Sachen" - da gibts auch noch n Hintergrund

denn es gab im paradiesischen Agadir 20XX eine Tagung, die meinerseits die Vorbereitungen auf die Tagung in Edinborough störte. Ich wurde, trotz meiner Abwesenheit aus Deutschland, extrem "ausdrücklich" eingeladen. Ein Projekt der EU, welches einfach nur "weiter gefördert werden muss". Ein Selbstläufer. So hiess es. Anwesent waren , sorry, um es so pauschal auszudrücken, fast nur Spinner. Ich war enttäuscht, aber meine ehemalige und zukünftige Chefin nicht. Denn es ging ihr um was ganz anderes. Im Basar von Agadir gab es ein sehr klares, perspektivisch gut aufgestelltes Konzept für die nächsten Jahre. Die Querulanten und Opportunisten, die nicht nur mir das Leben schwer gemacht hatten, waren inzwischen alle weg, oder auf dem direkten Weg dahin. Wenn ich das Angebot, ein Engagement in Deutschland anzunehmen, akzeptieren würde, hätte ich lediglich O. noch als altbekannte Mitarbeiterin. Das klang superb, denn die war (mit Ausnahme von A.; die aber auch auf dem Absprung war) die Einzige, die Plan und Fähigkeiten hatte, und mit der eine produktive Zusammenarbeit verlockender klang als in good old england zu bleiben.
Ich nahm die Stelle an, und sagte Pete Danke für seine Bemühungen, mich in England zu halten. Die Stelle war auf zwei Jahre befristet.
Lange hatte das gedauert, bis die Lehrstuhlleitung (meine neue Chefin also) sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. Das erfuhr ich recht bald. Zu lange, wie sich sehr schnell zeigte. O., meine persönliche Traumbesetzung für die andere Assistentenstelle, war nämlich ebenfalls auf dem Absprung. Ich konnte zwar S. als fachlich mehr als nur vollwertigen "Ersatz" gewinnen, aber seitens der Chefetage blieb sie einfach nur Ersatz, und auch mir wurden zunehmend Sachen vorgeworfen, die damals (in einem Haus voller Feinde) passiert waren. Schade, denn zusammen mit Cheffe-Unterstützung und als Team hätten wir Großes leisten können. So aber zerfiel der Laden immer mehr. Und das Produkt: "Wir leisten gute Wissenschaft" wurde schon in eigenen Reihen verhindert, ehe es groß werden konnte.
"Man kann sich die Leute ja nicht aussuchen". Mit S. verstand ich mich sehr gut, und wir hatte beide ein angenehmes, vertrauensvolles Verhältnis zu unseren anderen Mitarbeitern, bis...
Ich werde das später nochmals in etwas mehr Details ausführen.