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Mittwoch, 23. Februar 2011

Roger, over

Tops und Flops

Im September 2005 lief mein Arbeitsvertrag noch ein Jahr, und ich musste mir langsam Gedanken um die Verlängerung machen. Das wurde mir schnell klar, als die Zwischenbegutachtung der Forschergruppe anstand. Meinen ehrenvollen Job als Teil-Teilprojektleiter wurde ich los, da ich nicht nachweislich über den neuen Antragszeitraum an besagter Uni beschäftigt gewesen wäre. Auch das beantragte Projekt für diesen Zeitraum wurde in andere Hände übergeben. Meine 12 Jahre im öffendlichen Dienst waren vorüber, ich musste mir Gedanken machen, was jetzt kommt.
Es gab 3 Optionen: Auf die angekündigten Möglichkeiten zur Beantragung der eigenen Stelle zu hoffen (geplant als Maßnahme gegen Brain drain für Ende 2006), in ein zivilisierteres Land wie England zu wechseln, oder was ganz anderes zu machen (s. u.). Letzteres schied aber erst mal aus. In diese Überlegungen flatterte 2006 eine Einladung als Invited Speaker zum Photosynthese-Kongress 2007 in Glasgow. Mehr Ehre geht nicht. In dieser Zeit hatten wir nicht nur wunderbare transgene Pflanzen produziert und analysiert, sondern auch die ersten DNA-Bindeproteine identifiziert, die mit den beobachteten Änderungen etwas zu tun hatten.
Soweit mir bekant ist, wurde unsere Arbeitsgruppenleitug eimal für ein Poster bei dem Photosynthese-Kongress vorgeschlagen und angenommen, zum Invited Speaker hat es nie gereicht. Entsprechend waren die Reaktionen. Man dürfe diese Riesennveranstaltungen sowieso nicht ernst nehmen, die hätten wirklich nicht mehr den Stellenwert wie früher, und es wäre (schon wegen der Bekanntheit) besser, wenn ich zu Hause bliebe, und Sie stattdessen hinführe. Mit Reisemitteln bräuchte ich ohnehin nicht zu rechen, denn der Tagungstermin läge ja mehrere Moate nach dem Ende meiner aktiven Karriere. Den Satz hätte ich ernst nehmen müssen, aber ich tat es nicht. Der ging im Rauschen unter.
Mich beflügelte diese Einladung erst mal dazu, einen Antrag auf die Finanzierug der eigenen Stelle in Angriff zu nehmen. Die letzten Wochen als Staatsdiener brachte ich mit Recherche, Vorlesung und Praktikum hinter mich, dann wurde ich mal wieder offiziell arbeitslos und konnte mich endlich ganz auf das neue Projekt konzentrieren. Ich schrieb am letzten Arbeitstag noch ein kurzes Mail, dass ich keinen formalen Ausstand gebe, da ich im Rahmen eines neuen Projektes zurück zu kehren gedachte. Trotzdem gab es ein nettes Frühstück, organisiert von den Mitarbeiter/innen, nur gestört durch uns´Cheffe, die einen dicken, teuer aussehenden Bildband namens "Innovationen der Natur" überreichte. Der Zettel "Überreicht von der Bundesstiftung Umwelt" lag noch drin.
Das nenne ich doch mal aktives Recycling!
Das war im Spätherbst 2006.